Taucheruhren 2012
Feuchtigkeit schadet der Uhr – auch an Land
Trotz einer hohen Druckfestigkeit kann es passieren, dass Feuchtigkeit in das Gehäuse tritt. Insbesondere beim Hineinspringen ins Wasser oder bei Schwimmbewegungen kann sich kurzfristig ein höherer Wasserdruck auf die Dichtungen aufbauen als der garantierte Druck. Besonders gefährlich ist es, wenn die Uhr nach einem längeren Sonnenbad durch einen Sprung ins Wasser deutlich abgekühlt wird. Der Druck beim Auftreffen auf die Wasseroberfläche in Kombination mit dem Unterdruck durch die Abkühlung kann schneller dazu führen, dass Feuchtigkeit in die Uhr eindringt. Aufgrund des schnellen Temperaturwechsels kann die Uhr von innen beschlagen. Sollte dies der Fall sein, muss die Uhr sofort zum Uhrmacher gebracht werden.
Die Frankfurter Uhrenmarke Sinn verarbeitet beispielsweise sogenannte EDR-Dichtungen aus Flour-Karbonkautschuk, um das Eindringen von Feuchtigkeit zu verringern. EDR steht für extrem diffusionsreduzierend. Diese lassen bis zu viermal weniger Luftfeuchte eindringen als herkömmliche Nitril-Dichtungen.
Die meisten Taucheruhren von Sinn werden zusätzlich mit dem Edelgas Argon gefüllt. Dieses lässt sich aufgrund seiner Beschaffenheit nicht so leicht wie Luft aus dem Gehäuse verdrängen. Wichtigster Teil der sogenannten Sinn Trockenhaltetechnik ist neben den EDR-Dichtungen und der Gasfüllung eine Trockenkapsel, die mit Kupfersulfat gefüllt ist. Diese Kapsel bindet die Feuchtigkeit im Innern der Uhr.
Enorm wichtig – sowohl für Hobby- als auch Berufstaucher – ist neben der Robustheit und Druckfestigkeit vor allem eine gute Ablesbarkeit unter Wasser. Zudem sollte der Taucherdrehring leicht zu bedienen und in der Tiefe gut abzulesen sein. Denn schon in zehn Metern Wassertiefe kann es richtig dunkel sein. Leuchtmasse auf Zeigern und dem Drehring sind somit unerlässlich. Ebenso kann die Luft, die sich unter dem Glas befindet, bei schräger Draufsicht unter Wasser zu Spiegelungen führen, und so die Ablesbarkeit verschlechtern oder gar unmöglich machen. Gläser bei Taucheruhren sollten daher immer entspiegelt sein. Die Uhrenmarke Sinn füllt das Gehäuse komplett mit einem speziellen farblosen Öl, das den gleichen Brechungsindex wie Saphirglas besitzt. Dadurch ist die Uhr im Wasser unter jedem Winkel ablesbar. Diese sogenannte Hydro-Technik ist jedoch nur bei Quarzwerken realisierbar, die Unruh würde bei mechanischen Uhren durch das Öl gebremst werden.
Nur wenige Taucher kommen jemals in Tiefen von mehreren Hundert Metern. Doch wer doch so weit sinkt, kann seine TAG Heuer Aquaracer Defender mitnehmen. Sie wird auf einen Druck von 50 Bar geprüft und besitzt ein automatisches Heliumventil, das ins Gehäuse eingedrungenes Gas beim Auftauchen langsam entweichen lässt. Als professionelle Taucheruhr besitzt die neue Aquaracer eine einseitig drehbare Lünette mit Leuchtpunkt, stark leuchtende Zeiger und Indexe sowie griffige Lünettenreiter, die das Einstellen des Drehrings auch mit Tauchhandschuhen ermöglichen. Angetrieben wird die Taucheruhr vom Eta 2824. Die Uhr gibt es sowohl mit Kautschuk- als auch mit Edelstahlband (2.100 Euro).
SALZWASSER IST AGGRESSIV
Salzwasser ist aggressiv und kann das Material der Uhr spröde und brüchig machen. Deshalb sollte das Gehäusematerial salzwasserbeständig sein. Bei Stahl wird die Beständigkeit mit dem PRE-Wert (pitting restistance equivalent, also Lochfraßbeständigkeit) angegeben. Je höher dieser Wert ist, desto beständiger. Ein Wert von 32 wird als seewasserbeständig eingestuft.
Der häufig verwendete Gehäusestahl 316L liegt bei einem PRE-Wert von maximal 26. Deshalb sollten diese Gehäuse nach jedem Meerwassereinsatz mit Süßwasser abgespült werden.
Rolex verwendet den Stahl 904L, der mit einem PRE-Wert von 35 bereits salzwasserbeständig ist. Sinn verwendet einen U-Boot-Stahl, der es auf einen PRE-Wert von 38 bringt. Noch besser natürlich ist das völlig salzwasserbeständige Titan.
Eine Verstellmöglichkeit des Armbandes ist ebenfalls für Taucheruhren sinnvoll: Im kalten Wasser benötigt man einen Taucheranzug und hier muss das Armband verlängert werden. Entweder kann die Verlängerung ausgeklappt und stufenlos verstellt oder die Weite bei einem Kautschukband mit Dornschließe flexibel verstellt werden.